Galerie b2

Die Bilder von Uta Koslik haben mit der Redseligkeit der Dinge zu tun, die sie umgeben. Und damit, wie sie diesen Dingen begegnet.

Sie ist viel unterwegs, beobachtet ihre Umgebung aufmerksam und unvoreingenommen. Aus Dingen, Orten und Stimmungen, die sich in ihrer Erinnerung verfangen, entstehen Bildideen. Sinneseindrücke verwandelt sie in zeichnerische Gesten, die ihre Bilder gliedern und arbeitet nach und nach das Verhältnis von Fläche und Raum sowie von verschiedenen Bildebenen aus. Ihre Kompositionen lassen Strukturen erkennen, die zugleich persönlich und vertraut wirken.

Manche Bilder ähneln einem Antlitz. Wir betrachten sie und gewinnen den Eindruck, selbst „angeschaut“ zu werden. Andere Arbeiten muten wie Grundrisse oder Landkarten an. Warum wirken diese Orte und Räume so nahbar? Liegt es daran, dass die Art und Weise, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und formen durch ein Wissen geprägt ist, das sich über Jahrtausende in uns eingeschrieben hat? Oder daran, dass Uta Kosliks Bilder Wiedererkennbarkeit erzeugen, ohne jemals zu konkret zu werden?

Die Fähigkeit, etwa am Himmel oder in einer Felsformation wesenhafte Gebilde zu erkennen, begleitet viele Menschen ein Leben lang. Diese Art der Betrachtung eröffnet auch in der Kunst eine Reihe von gestalterischen Möglichkeiten. Dabei verknüpft das Gehirn eine Sinneswahrnehmung „fälschlicherweise“ mit einer bestimmten Bedeutung: Lose Linien ergeben ein Gesicht, aus Umrissen wird eine Gestalt. Liegt die Freude,die wir dabei empfinden, daran, dass wir in diesen Momenten intuitiv begreifen, wie untrennbar wir mit der Welt verbunden sind?

An den Wänden im Atelier von Uta Koslik hängen meist mehrere Bilder gleichzeitig. Manche sind schon fertig, an anderen ist sie noch dran. Mal konzentriert, mal beiläufig betrachtet sie sie und denkt über sie nach. Sie verändert ihre Anordnung, legt Bilder für einige Zeit beiseite oder dreht die Leinwand um neunzig Grad, bevor sie weiter daran arbeitet. Ihre Werke hängen miteinander zusammen und bestehen auch einzeln für sich. In einem Prozess, der zugleich aktiv, beobachtend und nachdenklich ist, bewegt sie sich zwischen ihnen.

Betrachtet man die Arbeiten von Uta Koslik, wird das Wechselverhältnis zwischen einem nach Innen und auf die Welt gerichteten Blick, zwischen dem Bild und der Künstlerin erkennbar. Im Ausstellungsraum bewegen wir uns zwischen den Bildern und können diese Bezüge entdecken. Und wenn wir wieder unterwegs sind, fällt uns vielleicht hin und wieder auf, welche vielfältigen Verbindungen auch wir mit unserer Umwelt knüpfen.

Franciska Zólyom, Januar 2025