Aufforderung oder abgeschlossene Tat? Ist der Handlung expliziter Wille vorausgesetzt oder wird das Zentrum eher beiläufig getroffen? Die von Bea Meyer als Titel übernommenen Worte stellen den beschriebenen Tatbestand als selbstverständlich und dessen Ergebnis als scheinbar nebensächlich dar. Das Ziel wird nicht näher definiert als durch eine räumliche Angabe. Wo befindet sich denn die Mitte von etwas? Wer schiesst? Auf wen oder was wird geschossen? Mit was und warum wird überhaupt geschossen?
Bea Meyer zeigt eine Serie von Bildern, die sich mit dem Strich an sich als Form des Ausdrucks beschäftigen. Stapelweise hat Meyer Zeichnungen gesichtet, um letztendlich wenige einzelne als Vorlagen auszuwählen. Oft ist auf dem Papier der Vorlage nicht mehr zu sehen als Strichstärke, Farbigkeit, Duktus und deren Lage. Meyer beginnt die Strichführungen zu manipulieren und zu materialisieren. Sie vergrößert um ein vielfaches. Striche werden Material, Fläche und Gegenstand auf gespannten Textilien. Meyer dekonstruiert den Strich und schafft dadurch Bilder, die ihre Entstehungsgeschichte verweigern.
Die Künstlerin bezeichnet diese Arbeiten selbst als Übertragungen. In den für sie typischen zeit- und arbeitsintensiven Techniken schafft sie in Tagen Bildträger, deren Vorlagen nur in Sekunden entstanden sind. Mit subtiler Sicherheit im Umgang mit Materialitäten nutzt Bea Meyer spielerisch deren Charakter für ihre Bildinhalte: Garne, Kajal, Samt, Leder, Draht, Farbe, Marker. Am Grad zwischen Bildgegenstand, Abstraktion, Proportion und Materialität verdichtet sie Minimales zu großen Formaten.
In der aktuellen Ausstellung thematisiert sie den Schaffensprozess der Kunst selbst. Sie nutzt Vorlagen, die in einer bestimmten, frühen Entwicklungsphase des menschlichen Gehirns entstanden. Impuls, Wille, Intuition und Können setzen sich darin anders zusammen, als beim ausgebildeten Künstler, der sie selbst ist und der eben diese Vorlagen aus der so genannten Krakelphase ihrer beiden Kinder überträgt. Mit diesem Vorgehen schafft Bea Meyer eine Serie abstrakter Bilder, in denen zwei ganz unterschiedlich gesteuerte Schaffensprozesse auf verblüffende Weise zusammentreffen.