Diese Duo-Ausstellung der Galerie b2_ zeigt neue Arbeiten der Künstler Rike Horb und Christian Schellenberger. Die aus Ziegeln und Beton bestehenden Objekte sowie die als Herbarium angelegte Installation aus getrockneten Feldblumen, die die Künstlerin an Berlins Peripherien gesammelt hatte, treffen auf Schellenbergers Zeichnungen. Diese entstanden in urbanen Räumen und wurden im Siebdruckverfahren zu Großdrucken zusammengefügt. Schellenbergers kartografische Bilder und Horbs Installationen, die die Künstlerin als „Raumzeichnungen“ versteht, begegnen einander in der Idee der Stadt-Notation. Gleichzeitig können sie als Handlungen verstanden werden.
Der im Titel aufscheinende Begriff des Dramas (gr. drama: Handlung) als literarische Gattung, die auf eine bestimmte Wirkung im Betrachter abzielt, unterstreicht das performative Moment dieser Werke; als installative Gesten einerseits und auf dem Papier festgehaltene Handlungen andererseits. In diesem Zusammenhang wird der Begriff der Performativität, der den Aufführungscharakter von Kultur definiert und als ästhetischer Sammelbegriff für körperbetonte Kunst fungiert, weitergedacht und auf die Möglichkeit einer „Post-Performativität“ getestet, die die Agenz von Objekten miteinbezieht. In den letzten Jahren hat die Performativität, die als Gegenpol zur Theatralität entworfen wurde, in zahlreichen Publikationen wie Erika Fischer-Lichtes Ästhetik des Performativen eine besondere Aufmerksamkeit erhalten. Während Theatralität die Inszeniertheit und die demonstrative Zurschaustellung von Handlungen fokussiert, hebt Performativität die Selbstbezüglichkeit von Handlungen und ihre wirklichkeits-konstituierende Kraft hervor. Während eine leibliche „Ko-Präsenz aller Beteiligten“, den Arbeiten nicht anzusehen ist, kennzeichnet die Werke das Ausbleiben einer unmittelbaren Handlung, die sich in ihnen als Spur eingeschrieben hat und so deren Agenz begünstigt; in den gepressten Blumen, die das Herbarium zum Bersten bringen, den in Beton gegossenen Objekten, die dem Betrachter armeenhaft gegenübertreten, den Druckschichten, die sich zu Palimpsesten stapeln. Mit diesen Eigenschaften wird eine Räumlichkeit, eine Flüchtigkeit und eine plötzliche Emergenz, das heißt die Ereignishaftigkeit von Handlungen, die eine Performance konstituiert, begünstigt.
Jagoda Kamola