„Die Welt in der wir leben“
ist eines der Bücher, aus denen Benjamin Dittrich seine Bilderwelten entwickelt. Es ist eine enzyklopädisch angelegte Publikation, die 1955 zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erscheint und seitdem in vielfacher Auflage zwei Botschaften im Titel transportiert: Es ist EINE Welt, in der WIR alle leben. So einnehmend diese Formulierung wirkt, beschreibt sie zugleich ein Dilemma, das die kunstwissenschaftliche Forschung zum technischen Bild in den letzten Jahrzehnten vielfach bearbeitet hat: Es gibt nicht nur eine Perspektive auf die Welt. Darstellungen von biologischen, evolutionären Prozessen, physikalischen oder mechanischen Reaktionen können nicht objektiv sein. Wie alle Bilder erzeugen sie den Sinn, den sie illustrieren, auch selbst.
Benjamin Dittrich nähert sich den Illustrationen schwärmerisch, er holt sie aus den Büchern heraus, entfernt die schriftlichen Erklärungen und konzentriert sich auf visuelle Symbole und ihre Beziehungen, auf Farbinszenierungen und Komposition. Er ist damit im klassischen Feld der Malerei und es wundert nicht, dass seine Gemälde und Grafiken eine hohe ästhetische Attraktivität entfalten. Aber es gibt einen irritierenden Unterton. Denn der Ursprung der Motive, das technische Bild, ist stets präsent und tritt in Konkurrenz zur gemalten Fassung. Hier steigen quasi zwei entgegengesetzte Konzepte zur Erkenntnisgewinnung gemeinsam in den Ring: sachliche Illustrationen versus prozessorientierte und ergebnisoffene Malerei. Und eine Erkenntnis setzt sich dabei durch: Dass weder Bilder noch Gedanken objektiv sein können.
Matilda Felix, Kuratorin, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Lack auf Leinwand
42 × 30 cm
Lack auf Leinwand
42 × 30 cm
Lack auf Leinwand
100 × 70 cm
Lack auf Leinwand
60 × 42 cm