Galerie b2

Herbert (Detail), 2014
Möbelstücke, Metall, Schrauben, Stahlseil
Herbert (Detail), 2014
Möbelstücke, Metall, Schrauben, Stahlseil
Ruhende Wäscheschleuder, 2014
Wäscheschleuder, Gips
Ruhende Wäscheschleuder, 2014
Wäscheschleuder, Gips
Ruhende Pendeluhr, 2014
Pendeluhr, Metallwinkel, Schrauben
Ruhende Pendeluhr, 2014
Pendeluhr, Metallwinkel, Schrauben
Ruhende Stichsäge, 2014
Stichsäge, Metallwinkel, Schrauben
SketchBook P05, 2014
Sperrholz, Schrauben, Acryllack, Buntstift
48,5 x 66,5 cm
SketchBook P04, 2014
Sperrholz, Schrauben, Acryllack, Buntstift
48,5 x 66,5 cm
SketchBook P03, 2014
Sperrholz, Schrauben, Acryllack, Buntstift
48,5 x 66,5 cm
Altarraum
Altar, 2014
Sperrholz, Acrylfarbe, Schrauben
255 x 215 x 8 cm
Modell (1), 2014
Sperrholz, Acryllack, Metall
ca. 25 x 17 x 13 cm
Modell (2), 2014
Sperrholz, Acryllack, Metall, Acrylglas
ca. 30 x 40 x 6 cm
Modell (3), 2014
Sperrholz, Acryllack, Metall
ca. 31 x 47 x 6 cm
Modell (4), 2014
Sperrholz, Acryllack, Metall, Acrylglas
ca. 28 x 15 x 4 cm
Modell (5), 2014
Sperrholz, Acryllack, Metall
ca. 29 x 17 x 16 cm
Stilleben #1, 2014
Acryllack, Sperrholz, Schrauben
102 x 78,5 x 6 cm
Stilleben #2, 2014
Acryllack, Sperrholz, Schrauben
102 x 78,5 x 6 cm
Stilleben #3, 2014
Acryllack, Sperrholz, Schrauben
102 x 78,5 x 6 cm

Jay Gards doppeldeutig betitelte Einzelausstellung „Everybody‘s Moving“ (übersetzt sowohl „Jeder bewegt sich“ als auch „Jeder zieht um“) ist neben vielen anderen Dingen und interpretatorischen Aufladungen vor allem eines: eine Hommage. In einer raumgreifenden Installation hat der Künstler die Schrankwand seiner Großeltern, welche unlängst nach mehr als 40 Jahren in ein und derselben Wohnung in ein Pflegeheim gezogen sind, zum Schweben und Schwingen gebracht. Das Mobiliar, welches vom Großvater des Künstlers selbst entworfen wurde, eröffnet Rückbezüge zur Do-it-yourself-Mentalität und kreativen (Um)Nutzung von Materialien und Ressourcen während der DDR-Zeit, welche auch die zwischen Kunsthandwerk und Kunst changierenden Arbeiten Jay Gards stark beeinflussen, bzw. beeinflusst haben. Gleichzeitig gerät die freischwebende Präsentation des Mobiliars (ein Wort, welches als Teilsilbe auch „mobil“, „beweglich“ beinhaltet) zu einer Reflektion über Sesshaftigkeit, dass „sich an einem Ort einrichten“, und die heutige eher nomadenhafte Lebensweise jüngerer Generationen. Vor allem in der Vita von jungen Künstlern ist der permanente Wechsel von Studio- Wohnsituationen oftmals die einzige Konstante. Es ist ebenfalls ein schwebender Zustand, der ein Einrichten und Verweilen an einem Ort nicht zu- oder
lohnenswert erscheinen lässt. Im gleichen Atemzug lässt Jay Gard die Nutzgegenstände, die im Haushalt seiner Großeltern in ständiger Bewegung waren, als Readymades und Reliquie auf Sockeln ironisch überhöht zur Ruhe kommen, erstarren und entzieht sie den Schwingungen des Alltags. Schrankwand und Haushaltsgegenständen ist eine gewisse Patina inhärent, heute gelten recht offensichtlich andere gestalterische Konventionen, im Whitecube und Ausstellungskontext, wirken sie in Ihren Oberflächen und Gliederungen leicht entrückt und verweisen auf ihren ursprünglichen Funktionsraum.
Eben jene Beobachtung öffnet eine zeitliche Klammer zur Inszenierung, die Jay Gard im Kabinett der Galerie geschaffen hat: ein sakraler Raum mit Altar und kleinen Konsolen umfängt den Betrachter. Der Zeitstrahl weist in 2 Richtungen gleichzeitig: einerseits in die architektonische Gliederung sakraler Räume, andererseits auf die nach ähnlichen Prämissen funtionierende, altarhafte
Inszenierung morderner Entertainment-Systeme. Die Seitenflügel des Altars zeigen die in Holz nachempfundenen Rückseiten von Flachbildschirmen: undesignte, von funktionalen Parametern bestimmte Flächen, welche antithetisch zur vollkommen glatten, bis ins Detail designten Vorderseite der Geräte agieren. Räume „in Schwingung versetzen“, ihnen Charakter, Struktur, verschiedene Ansichten und Funktionen zu geben, dies ist einerseits die Herausforderung, der sich installativ arbeitende Künstler immer wieder neu stellen, andereseits ist es auch die Aufgabe und Funktion von Mobiliar im privaten Haushalt. Als visualisierte Variante dieser Formulierung verweist Jay Gard also einerseits auf die fließende Grenze zwischen Kunst und Kunsthandwerk als auch auf die spezifischen Funktionsweisen von Objekten inner- und außerhalb ihrer natürlichen Kontexte.