
Manchmal sind es Steine, Korken, Stoffreste oder Knöpfe, die wir unbewusst und ohne tieferen Sinn in Schraubgläsern anhäufen.
Die installative Arbeit Prägung von Max Brück erforscht diesen urmenschlichen Sammeltrieb – den Impuls, Dinge zu bewahren, zu horten und für später zu sichern – und verfolgt seine gesellschaftlichen Ausprägungen durch verschiedene Systeme hinweg bis in unsere Gegenwart. Aus geschredderten Alttextilien entstehen vor Ort Medaillen, die sowohl an historische Recyclingpraktiken erinnern als auch unser heutiges Konsumverhalten hinterfragen.
Der Ausstellungsort, die ehemalige Baumwollspinnerei Leipzig, war einst ein industrieller Knotenpunkt der DDR-Textilproduktion – ein Ort, an dem Materialkreisläufe und Wiederverwertung auch durch politischen und ökonomischen Innovationsdruck geprägt wurden. Diese historische Dimension überschneidet sich in Prägung mit aktuellen Fragen der Textilindustrie: Die verwendeten Materialien stammen aus Kleidersammelstellen in Deutschland und wurden im Atelier des Künstlers zerkleinert – ein Materialstrom, gespeist vom guten Gewissen der Konsument*innen.
Die Annahme, dass aussortierte Kleidung einer sinnvollen Weiterverwendung zugeführt wird, ist gesellschaftlich tief verankert – die tatsächlichen Wege und Verwertungsprozesse dieser Textilien bleiben jedoch häufig intransparent. Ein erheblicher Teil wird verbrannt oder in Länder des Globalen Südens exportiert, wo er lokale Märkte verzerrt und Ökosysteme unter Druck setzt.
Max Brück (*1991 in Schotten) lebt und arbeitet in Offenbach und Gießen. Er hat sein Kunststudium an der HfG Offenbach in den Fächern Experimentelle Raumkonzepte und Soziologie der Medien mit Auszeichnung abgeschlossen. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt er sich mit Fragen nach dem persönlichen und kollektiven Gedächtnis. Wie entsteht Erinnerung, über welches Material kann sie sichtbar gemacht werden?
Seit 2024 ist er Mitglied der Galerie b2_. Prägung ist seine erste Einzelausstellung in der Galerie.
Die Ausstellung wurde unterstützt von
Liebelt Stiftung Hamburg
Crespo Fundation Frankfurt
Institut für Textiltechnik Augsburg







