Verena Winkelmann
SONE
Das norwegische Wort sone hat zwei Bedeutungen. Einerseits bezeichnet es eine Zone,
oder Bereich, als Verb gebraucht verschiebt sich die Bedeutung: eine Gefängnisstrafe
absitzen oder ableisten.
Bei Gefängnissen mit niedriger Sicherheitsstufe kann man durch den Zaun hindurch das
Geschehen beobachten. Gleich nebenan leben normale Bürger ihr Leben in ihren
Häusern. Wo liegt nun also der tatsächliche Unterschied zwischen Drinnen und Draußen,
vor allem, wenn die Grenze sowieso kaum wahrnehmbar ist?
Eine Haftstrafe abzusitzen bedeutet vor allem die ständige Wiederholung von Routinen:
Schlafen, Essen und Arbeit bestimmen die Tage.
Als Fotografin bringe ich meinen persönlichen Blickwinkel mit mir ins Gefängnis. Als
jemand, der sein Leben außerhalb von Freiheitsbeschränkungen bestreitet, muss dieser
Blick sich jedoch auch auf mich selbst richten, wenn ich mich in den Bereich solcher
Beschränkungen begebe. Was genau bezwecke ich nun mit diesem Projekt? Wie
definiert sich künstlerische Aktivität? Können meine Bilder eine Situation vor Augen
führen, die Aussagekraft in Bezug auf den Zustand des ein- oder ausgesperrt Seins hat?
Einige der Fotografien sind auf dem Weg von oder zur Haftanstalt aufgenommen.
Bilder außerhalb dieser festgelegten Zone zu machen, ist eine Möglichkeit sich zu öffnen
und die innerhalb des Gefängnisses gewonnenen Eindrücke schreiben sich auch in die
Bilder der Umgebung mit ein.