Ständige Signale
Ein Signal übertragen heißt, eine spezifische Information zu übermitteln. Dafür benötigt man einen Sender und einen Empfänger. Das Signal ist dabei ein zuvor bestimmtes und gerichtetes Zeichen. Die Funktionsweise eines Leuchtturms, dessen Signal sich über das offene Meer erstreckt und das Festland markiert, ist ein Beispiel für eine solche Relation. Der Empfänger trägt demnach Kenntnis vom Sender und vice versa.
Diese eingängige Kausalität kann jedoch in vielerlei Hinsicht gestört, fehlgedeutet oder gar unerkannt bleiben. Die menschliche Kommunikation funktioniert ebenfalls über Signale. Die Übertragung einer Information wird zumeist von nonverbalen Signalen begleitet, die, wenn sie nicht genau codiert und interpretiert werden, zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen führen können. In den 1960er-Jahren entdeckte die britische Astronomin Jocelyn Bell Burnell erstmals kosmische Signale, die als pulsierendes Licht sichtbar werden. Es entsteht eine gewisse Nervosität, wenn die Quelle des Signals unbekannt bleibt. Zu Beginn ihrer Entdeckung lag die Vermutung nahe, dass es sich um künstlich erzeugte Frequenzen von extraterrestrischen Zivilisationen handeln könnte. Sie markiert jedoch – nicht weniger spektakulär – die Entdeckung von Pulsaren, die in ihrer Existenz als rotierende Neutronensterne gleichmäßig Lichtwellen in die Weiten der Galaxie entsenden. Interessant ist dabei die fehlende Zuordnung der Information, die inexistente Verknüpfung mit einem Empfänger. Die Signale liefern Anzeichen für eine Form der poetischen Energie, die ohne hochentwickelte Teleskope und spezifisches Wissen unlesbar wären und mithin unentdeckt blieben. Was würde es also bedeuten, mit ungebundenen Signalen konfrontiert zu sein? Können Kunstwerke als Quelle ständiger Signale verstanden werden, die ungerichtete Fragen an ihre Umwelt senden?
Marcus Schüler
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