SPOTS Caroline Hake 19.06.–10.07.21
SPOTS stellt ausgewählte Arbeiten von Künstler:innen der Galerie vor. Die aktuelle Präsentation der fünf Werke von Caroline Hake wird begleitet von einem Text von Marcel Raabe und einem Ausschnitt eines Künstleringespräches mit Sergey Harutoonian (Kurator Kunstverein Hannover), das im Mai aufgezeichnet wurde. SPOTS zeichnet die künstlerische Entwicklung der präsentierten Künstler:innen nach und gibt so einen Einblick in deren Schaffens-und Entscheidungsprozess.
Die Künstlerin Caroline Hake richtet ihren Blick auf zentrale Orte der Gesellschaft. Die in SPOTS versammelten Arbeiten verbindet, dass sie den unsicheren Raum zwischen Wunsch und Erfüllung betreten, zwischen einem Anspruch an eine ideale Gesellschaft oder an sich selbst – und dem, was sich von diesen Ideen und Plänen tatsächlich verwirklichen lässt. Fernsehstudios, Hausfassaden und kommerzielle Räume spiegeln solche Visionen und Wunschvorstellungen.

Marcel Raabe, 2021

Marcel Raabe, 2021

Künstleringespräch mit Sergey Harutoonian, Kurator Kunstverein Hannover, 2021
MONITOR
MONITOR, Installationsansicht, Kunstmuseum Bonn, „Telegen“, Gruppenausstellung, 2016
12 C-Prints, je 120x160cm, 1998-2003
In Monitor (1998–2003) sind es die Studiokulissen bekannter Fernsehshows, die eine farbenfrohe virtuelle Umgebung erzeugen. Die in den Fotografien genau rekonstruierte Perspektive der TV-Kameras hält ohne die vor ihnen agierenden Personen das Profane der Kulissen fest. In diesem Mobiliar werden Spielshows präsentiert, aber auch die Nachrichten über die Geschehnisse in der Welt. Die Bühnen beeinflussen damit das Bild, das sich die Menschen von der Welt machen.

Marcel Raabe, 2021

Marcel Raabe, 2021

CANDY
CANDY, Installationsansicht, Kunstverein Hannover, „Leinen los“, Gruppenausstellung, 2010
21 C-Prints, 100x70cm, 2008
Wunschbilder werden oft von statusbeladenen Konsumprodukten verkörpert – zum Beispiel den Autos auf millionenschweren Verkaufsmessen. In Candy (2008) glitzern die lichtinszenierten Präsentations-Designs auf den Lacken der ausgestellten Fahrzeuge. Spezielles Personal ist dafürzuständig, die glänzenden Oberflächen regelmäßig zu polieren. Es handelt sich um ein Theater, ebenso wie bei den Studiokulissen um einen inszenierten Raum.

Marcel Raabe, 2021

Marcel Raabe, 2021

ABSTRACTS
ABSTRACTS , Installationsansicht, Städtische Galerie Hannover, „Vom Hier und Jetzt“, Gruppenausstellung, 2013
3 Fine-Art Inkjet Prints 119 x 84 cm, 36 Fine-Art Inkjet Prints 60 x 42 cm, 32-teilige Diaprojektion, 2011
In diesem Sinne fragt auch die Serie Abstracts (2011) nach den Vorstellungen eines idealen Zusammenlebens. Wie zeigen sich die ästhetischen und ideologischen Prämissen der Reißbrettstädte in den Oberflächen und Fassaden? Den Siedlungen der 1960er- und 70er-Jahre sieht man heute ihre Gebrauchsspuren an. Mit „Abstracts“ steht die Frage im Raum, ob sie die Erwartungen der Planer:innen und Bewohner:innen je erfüllen konnten.

Marcel Raabe, 2021

Marcel Raabe, 2021

NONSTOP
Nonstop, Installationsansicht, „Work in Progress“, b2_ Galerie, 2013
60 Fotografien, 20×30cm, 2 Fotografien 70×140cm, s/w Digitalprint, 2013
Ausgehend von den Idealen einer visionären Stadtentwicklung der Moderne bis zu postmodernen Fassadengestaltungen der Gegenwart führt die Serie Nonstop (2013) diese Perspektive weiter. Sie dokumentiert die Bautätigkeit in Pariser Vorstädten: Der Zyklus von Werden und Vergehen reißt nicht ab. Die Ideen kommen, materialisieren sich, und machen schließlich Platz für neue Ideen.

Marcel Raabe, 2021

Marcel Raabe, 2021

UPSIDEDOWN
UPSIDE DOWN, Installationsansicht,„Recreation“, Galerie b2_, 2018
6× 84×65 cm, 3× 100×67 cm, 3× 140×93,5 cm, Laser-Foliendrucke auf Glas, 2017
UPSIDE DOWN (2017) richtet den Blick in das Innere eines Gebäudes der Moderne. Seit 1972 versuchte die Integrierte Gesamtschule in Braunschweig mit ihrem Raum- und Gestaltungskonzept, mehr Chancengleichheit herzustellen. 2016 musste das Haus einem neuen, kleineren Schulhaus weichen. Dem Umbruch folgt ein Abbruch – dem wieder ein Aufbruch folgen kann.

In der Zusammenschau dieser fünf Bilderserien von Caroline Hake aus zwei Jahrzehnten wird sowohl die formale Weiterentwicklung der Künstlerin als auch die Historizität der von ihr dokumentierten Ideologien deutlich. Die „Spots“ liefern die Motive zur Reflexion individueller und sozialer Zustände zwischen hohen Erwartungen und einer nüchternen Bilanz. Sie gehen den materiellen Spuren der Divergenz zwischen Ansprüchen und der Wirklichkeit nach – im privaten wie im gesellschaftlichen Sinne.

Marcel Raabe, 2021

Marcel Raabe, 2021

UPSIDE DOWN, Installationsansicht, Kunstverein Wolfsburg, Raum für Freunde, 2017
SPOTS Caroline Hake


Video Caroline Hake, Sergey Harutoonian und Galerie b2_

Fotos von Björn Siebert und Georg Brückmann

Text von Marcel Raabe