b2_ Edition 2025
zum 20-jährigen Bestehen unserer Galerie
Siebzehn künstlerische Positionen, versammelt in einer gemeinsamen Ausgabe. Die b2_ Edition 2025 zeigt neue Arbeiten – eigens für diesen Rahmen entstanden, sorgfältig ausgewählt.
Jede Arbeit folgt einer eigenen Sprache – von Grafik bis Skulptur, von Fotografie bis Malerei. Zwischen Fläche und Raum, Konzept und Intuition entsteht ein aktuelles Bild künstlerischer Praxis.
Mit dem Erwerb dieser Edition wird nicht nur gesammelt, sondern ermöglicht: ein Ort, der seit zwei Jahrzehnten diskursive Arbeit und kuratorische Qualität verbindet.
Künstler:innen der b2_Edition 2025:
Christian Bär, Max Brück, Doris Frohnapfel, Michael Hahn, Caroline Hake, Timo Hinze, Katharina Immekus, Anna M. Kempe, Uta Koslik, Romy Julia Kroppe, Florian Merdes, Bea Meyer, Heide Nord, Carolina Pérez Pallares, Karoline Schneider, Selma van Panhuis, Anna Vovan
Streuungen nennt Bea Meyer ihre neueste Werkgruppe und verweist damit auf einen Begriff aus der Statistik, deren Darstellungs- und Erschließungsmethoden sie sich in einer Vielzahl älterer Arbeiten als künstlerischen Strategien und Verfahrensweise angeeignet hat – spekulative Annahmen, Gespräche führen, Daten sammeln und schließlich die Übersetzung der Ergebnisse in ein Zeichensystem. (aus einem Text von Carsten Tabel, 2024)
„In der Edition All about anyone werden die Farben im gleichen Prozess wie die der Papierherstellung gemischt. Die Tinte lagert sich in verschiedenen Schichten ab, so dass unklar bleibt, wo die erste Schicht beginnt. Dieser Effekt verstärkt den Moment, in dem ein Farbton auf den nächsten trifft. Die Farben treten als Teil ihres eigenen Trägermaterials hervor.“
Katharina Immekus beschäftigt sich in ihren aktuellen Bildern mit dem Übersetzungsprozess von Malerei in Linolschnitte und vom Linolschnitt zurück in Malerei. Bei jedem Schritt entsteht eine neue Bildwelt, die durch die unterschiedliche Technik und Größe mitbestimmt wird. Das Editionsblatt ist eines, das nach einer Malerei von 2024 entstanden ist.
„Das Auto, zwei Käse und eine Apfelsine unter grauem Farbmatsch.“
revers (1) zeigt die Rückseite eines analogen Barytpapiers, das mit Retuschefarbe und fotochemischen Flüssigkeiten bearbeitet wurde. Während der Vorderseite meist die Aufmerksamkeit gilt, tritt hier die Rückseite als eigenständige Bildfläche hervor. Abdrücke der Entwicklerschale, Tintenverläufe und chemische Reaktionen überlagern sich zu einem dichten Bildgefüge.
„Zwei Hände, eine Berührung mit sich selbst oder einem Gegenüber. Eine Geste zwischen Selbstvergewisserung, Kontaktaufnahme und einem Moment der Vertrautheit.“
Michael Hahn verbrachte das vergangene Jahr in Silver City, New Mexico, USA. Der Beitrag für die Edition ist dort entstanden.
Die Ausschnitte für die Collage stammen aus Tourismusbroschüren, darunter edible New Mexico und Downtown Silver City Walking Tours. Die Balkone, die als ausgeschnittene Formen dargestellt sind, befinden sich entlang einer Paraderoute in Silver City. Dort finden häufig Straßenumzüge statt – etwa die „Día de los Muertos“-Parade im November oder die „Silver City Lighted Christmas Parade“, die ich beide vom Gehweg aus miterleben konnte.
Früher wurde bei solchen Veranstaltungen in den USA oft Ticker Tape (Konfetti aus Papierstreifen) in die Luft geworfen; besonders berühmt ist New York für den Einsatz bei Paraden. Auch bei Punk- und Hardcore-Konzerten amerikanischer Bands im Conne Island in Leipzig in den frühen 1990er-Jahren gab es immer eine gigantische Schlacht mit Papierschnipseln. Vor diesen Konzerten half ich dabei, Zeitungen und Broschüren in kleine Stücke zu schneiden.
„Auf dem Rückweg aus dem Tal muss ich noch zu Penny. Kultur und Natur sind keine Gegensätze – vielleicht eher Schichten die sich überlagen, mal ist das eine der Vordergrund, mal das andere, mal beides und mal kann man es gar nicht ausmachen. Dann ist es unklar.“
„Die Risografie zeigt drei Formen aus einer herrnhuter Traditionen. Papiermanschetten, die um Kerzen gelegt werden. Als Schutz vor heißem tropfenden Wachs aber auch als Symbol für Palmen. Für mich symbolisieren sie die Saaldiener*innen, die ich aus meiner Kindheit erinnere und die Kerzen in die Kirche trugen. sotrowstwo heißt Schwesternschaft.“
Die Palme ist eine Pathosformel der Sehnsucht; als Topfpflanze, Fototapete oder Promenadendekoration in Kübeln am Wegesrand. Sie verheißt eine Freiheit, die sie als domestizierte Nutzpflanze in Bananenplantagen ebenso wenig hat wie der Tourist in eingefriedeten Hotelanlagen, SUVs in wilden Gegenden oder hier: im Glaswürfel der Raucherinsel auf der Fähre »Norröna« zwischen den Färöern und Island. (aus Europabad – Text von Marcel Raabe)
Die Serie „fruits“ ist in Zusammenhang meiner Recherche von Spielhallen („fairplay“, 2024) im urbanen Raum entstanden. An den Spielautomaten probierte ich zunächst Spiele mit dem einfachsten Prinzip der Gewinnoption aus: Eine Reihung gleicher Früchte führt zum Gewinn. Es ist eines der beliebtesten Spiele und wird in unterschiedlichen Gestaltungsversionen unter den Namen „wild fruits“, „mega wild fruits“, „wild, wild fruits“, „“blow wild fruits“, „“crazy wild fruits“ an den Automaten oder im Internet angeboten.
Ausgangspunkt für I was here (1) ist eine Monotypie, durch eine Malerei inspiriert, zeichnerisch weitergeführt. Die Punkte sind mit dem Finger eingeriebenes Graphitpulver, fettig anmutende Markierungen, Anzahl und Position im Bildraum variieren, Wiederholung bestimmt den Prozess, Gleiches entsteht kaum. 25 + 2 Unikate.
Die Edition „Lithiumabbau Chile, KStA 28.1.2023“ entstand nach einem Aquarell aus der Serie GLOBAL ECHO. Die Aquarelle vereinen in sich den Versuch einer Umsetzung von Trockenheit, Dürre, Überschwemmung, Wasserknappheit, Eisschmelze und anderer regionaler und globaler Klima- und Rohstoffkatastrophen. Die globalen Ansichten greifen auf Zeitungs- und Internetfotos zurück und Bilder werden mit den jeweiligen Quellenangaben versehen: hier KSTA (Kölner Stadtanzeiger) vom 28.1.2023. Bei der Umsetzung der aktuellen fotografischen Vorlagen in malerische Analogien erfahre ich eine Intensivierung der Problematik und bin an kunsthistorischen Bezügen, wie z. B.Dürers aquarelliertem „Traumgesicht“ (1525) – eine Sintflut verschlingt die Welt – oder Cézannes „Der Bahndurchstich“ – Eisenbahnen durchkreuzen zum ersten Mal Landschaften (um 1870) – interessiert.
Räume des Messens, Ordnens und Beschreibens sind zentrale Bezugspunkte in der künstlerischen Praxis von Heide Nord. Sie beschäftigt sich mit der Bildsprache wissenschaftlicher Darstellungssysteme – Diagrammen, Tabellen, Rastern – und deren ästhetischem & poetischem Potenzial. In ihren Arbeiten untersucht sie wie sich Methoden der Analyse in künstlerische Formen übersetzen lassen. Das Raster agiert bei ihr als vermeintliches System der Orientierung, als fragile Ordnung zwischen Präzision und Auflösung, zwischen System und Geste. Nord arbeitet hier in der genormten Größe des DIN-Formats. Der Bezug auf die standardisierten Maßsysteme der Moderne verweist auf Rationalität und Vergleichbarkeit, die in ihrer Arbeit zugleich geöffnet und verschoben werden. Formale Strenge trifft auf handwerkliche Genauigkeit – und auf eine bewusste Offenheit gegenüber Zufall und Prozess. Das Blatt für die Edition verdichtet diese Aspekte in konzentrierter Form.
„Seit einigen Jahren fotografiere ich immer wieder auf der alten Messe in Leipzig. Es war das erste Gebiet, das ich seit meinem Umzug nach Leipzig entdeckt habe und dessen Entwicklung ich bis heute verfolge. Meine Closeups zeigen Spuren dieser Veränderung. Dieses Detail entstand im Frühling 2025 am Rand eines Zaunes auf einer der Brachflächen.“
Das Aluminiumbesteck von ALEKTO war einst aus keinem Ferienlager, keiner Raststätte und keinem Nachtzugbistro der DDR wegzudenken. Die gelaserte, 4 mm starke Aluminiumplatte zeigt die Reproduktion einer berühmten Gabel – basierend auf einem Fundstück aus dem Schutt einer abgerissenen Mensa eines ehemaligen VEB bei Erfurt. In der Edition werden 18 dieser Gabeln dargestellt, stellvertretend für die 18 Mitglieder der Galerie b2.