Gemeinsam bilden Fotografie, Film, historische Recherche und die Reisen Doris Frohnapfels eine vielschichtige Spurensicherung im analogen und medialen Raum. In Anlehnung an Versuchsanordnungen entwickelt sich in einem work-in-progress Prozess dann die jeweilige Gestalt. Die Ausstellung Conflict & Collapsing Sites zeigt zwei skulpturale Inszenierungen, die in der Auseinandersetzung mit folgenschweren Transformationsprozessen im politischen und urbanen Raum entstanden sind.
Die Arbeit Conflict & Collapsing Sites – deren Recherchen und Fotografien 2016/17 während eines Atelierstipendiums der Stadt Köln in Istanbul entstanden – zeigt, wie die Spurensuche im städtischen Raum mit der harten Realität eines verfallenden Gebietes konfrontiert wird. Zwar werden hier und dort noch individuelle Nischen gewährt, aber fortschreitend ist ein Großteil der Häuser bereits entmietet, vor langer Zeit verlassen, mit ungeklärten Eigentumsverhältnissen versehen, besetzt, zugemauert, verbarrikadiert, durch Mittelsmänner an Immobilienfirmen verkauft, luxussaniert oder in Eigenregie erneuert: Man steht in bis zum Kahlschlag vernichteten ehemals historischen Wohnvierteln.
Eine große Auswahl der Fotografien sind in einer Publikation in zwei Bänden versammelt und werden durch tagebuchartige Texte Frohnaplels exemplarisch bereichert. Die in der Galerie b2_ ausgestellten Fotografien, die die Arbeit Conflict & Collapsing Sites begleiten, entstanden in der Second-Hand-Bücherpassage Aslihan in Istanbul und werfen den Blick zurück auf die persönliche Einstellung, die zu dieser Inszenierung führte.
Die zweite Arbeit, Bewaffnete Götter, ist das Resultat der „work-in- progress“ Installation Ein Versuch, eine Verlagerung, die 2017 in der Galerie M29 Richter in der Reihe wip: (work in progress) entwickelt wurde. Hier in der Galerie b2_ wird sowohl die im Verlaufe des Projektes sich verändernde und dabei gefilmte Installation in einem letzten Zustand gezeigt, als auch der entstandene Montage-Film als eigenständiges Werk. Bewaffnete Götter setzt den historischen Pergamonaltar als Bezugssystem für ein Monument des Krieges in einen aktuellen politischen wie kulturpolitischen Kontext. Die Bildsprache zeigt den Krieg aus einem anderen, zurückgenommenen und auch persönlichen Blickwinkel, der im Kontrast zu den historischen Gemälden und Reliefs von Kriegsschlachten, den Denkmälern im öffentlichen Raum und den aktuellen (virtuellen) Medienbildern steht. Ein umfangreiches Textbuch erläutert viele der im Film angedeuteten Bilder und Töne.