tell me how u really feel
Dass Christian Bär erkannt hat, dass er nur einen mittelmäßigen Singer-Songwriter abgibt, ist für seine Gemälde eine vielgestaltige Bereicherung, denn aus diesem Bewusstsein heraus hat er zunächst lange an seinem Sound gearbeitet. Klar sollte der zeitgenössisch, vielfältig, eklektizistisch im guten Sinne sein, Romanze mit Ironie, Wohlstand mit Angst, Wohlfühlatmosphäre mit Wut verbinden. Nachdem er aus dem Vollen des letzten Jahrhunderts geschöpft hat, sich Optik und Ideen verschiedenster Epochen bedient und sie verarbeitet hatte, war da ein Klang in seinen Gemälden, frisch, fies, verspielt, manchmal frotzelnd und süffisant, manchmal aufklärerisch definierend, technoid und handgemacht in einem, ständig sich selbst suchend und gewiss, dass dieses Finden eines angemessenen Sounds seine künstlerische Arbeit ausmacht.
Das tut weh, Sirenen im Ohr, Lila klatscht auf Schwarz und wird von Mistbraun verdrängt, in Ockerbrei vermischt, Autolärm und dann dahinten nichts als das sanfte Rauschen des Stadtflusses im Stadtpark, ruhiges Dunkelblau auf Schwarz, sanft aufgetragenes Grau, innehalten, durchatmen und genießen, dann Fullspeed und im Helikopter über die endlosen Demonstrationen hinweg, Rotor krach, rote Schlieren und rosa Tropfen, Wortfetzen, Echos von Parolen oder Liebeserklärungen, zärtliches Grün auf grundiertem Stoff, vermittelnde Lasuren, eklige Pfützen aus terpentinverzerrtem Burgunderrot, eine Blüte entsteht, da ein Auflachen, die Pflanzen verwelken und alles in der richtigen Reihenfolge am richtigen Platz, rough arrangiert, stimmig komponiert.
Johannes Listewnik