Hold Your Horses
„Hold your horses“, manchmal auch „Hold the horses“, ist eine englische Redewendung, die so viel bedeutet wie „Warte, mach langsam“. Die Redewendung bezieht sich historisch gesehen auf das Reiten, das Reisen mit dem Pferd oder das Fahren eines pferdegezogenen Fahrzeugs.
Die Formulierung wird in der Regel verwendet, wenn jemand überstürzt handeln will. Jemand soll langsamer werden, wenn er zu schnell fährt, oder einen Moment warten, oder vorsichtiger sein, oder geduldig sein, bevor er handelt.
Es überrascht nicht, dass dieser Ausdruck aus dem amerikanischen Westen stammt, aus der Zeit der Cowboys, der Revolverhelden und der Planwagenzüge. Er kommt aus den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts, wo er als „hold your hosses“ („hoss“ war US-amerikanische Umgangssprache für Pferd) geschrieben wurde und ab 1843 (erste belegte Verwendung dieser Redewendung) häufig in dieser Form im Druck erscheint.
Michael Hahns Westen operiert als Dreh- und Angelpunkt für neue Ideen und ungewöhnliche Kombinationen: Er versteht den Westen als etwas, von dem er Teil ist, aber zu dem er nicht vollständig dazugehört. Hahn wuchs in der DDR und in Ostdeutschland in Leipzig auf. Heute reist er häufig in die USA und betont sein Interesse an Veränderungen und Eindrücken beider Welten in seinen Arbeiten der letzten zehn Jahre.
Die Rolle des Westens nimmt Hahn ähnlich wahr, wie sie Rebecca Solnit in River of Shadows beschreibt: Der Westen hat die Welt von einer „Welt der Orte und Materialien zu einer Welt der Darstellungen und Informationen verändert, einer Welt mit weitaus größerer Reichweite und weniger festem Boden“. Zwei der sichtbarsten Beispiele dafür sind Hollywood und Silicon Valley. Bezüge zu diesen Orten finden sich auch in den Arbeiten von Michael Hahn: Die Titel seiner Werke in der Ausstellung beziehen sich auf Hollywood-Filme. Die Beschäftigung mit Technologie findet auf einer praktischen, analogen Ebene statt, mit der Vermutung, wir befänden uns inmitten ständiger Veränderung in deren Zentrum der Westen (im Guten wie im Schlechten) immer noch treibende Kraft ist.
Eadweard Muybridge, der für seine fotografischen Bewegungsstudien bekannt ist, wird in Hahns Spielzeugeisenbahn-Installation durch seine weniger bekannten Landschaftsaufnahmen des amerikanischen Westens prominent referenziert. Hier dient die fotografische Darstellung aus dem 19. Jahrhundert als Erinnerung an die Expansion nach Westen und die Entwicklung der Eisenbahn, die mit dem Wachstum des Kapitalismus und der massiven Industrialisierung und Technologieaneignung in der westlichen Welt verbunden ist. Diese Entwicklungen veränderten die Landschaft im 19. Jahrhundert dramatisch und haben bis heute anhaltende Auswirkungen, sowohl in ästhetischer als auch in sozialer Hinsicht.
Die Tendenz zu ungewöhnlichen Verbindungen geht für Hahn über das Materielle hinaus und betrifft sowohl den mythischen, weiten, ikonischen Wilden Westen als auch eine persönliche, verinnerlichte Version des Westens. Durch Hold Your Horses ziehen sich Themen zu Vergänglichkeit, Langsamkeit, Zusammenarbeit, Spiel, Zerbrechlichkeit und Humor. Intime Zeichnungen fügen Dinge zusammen, ohne Regeln zu folgen. Sie zeigen Formen, die einfach und intuitiv sind und natürliche mit künstlichen, maschinenartigen und haushaltsüblichen Formen verbinden. Auch die Objekte werden aus verschiedenen, meist gefundenen Materialien zusammengesetzt und haben einen Bezug zu Hollywood-Filmen und dem Western-Genre. Hahn beschreibt seine titelgebenden Filmreferenzen als „Dinge gemeinsam zu tun, sich auf die Gemeinschaft und Gesellschaft zu verlassen.‘Where is the Maintenance Guy?’ (Wo ist der Hausmeister?) ist eine Anspielung auf Karate Kid, einen Teenager, der gerade nach Kalifornien gekommen ist, um Hilfe zu suchen, Glück und Unterstützung zu finden. Die ‘Three Amigas’ (Drei Freundinnen), und nicht die Three Amigos, kommen zusammen, um einen Schutzraum und Stabilität zu bieten. Die Arbeiten in dieser Ausstellung sollen uns dazu veranlassen, gut und freundlich zu bleiben, behutsamer zu sein und nachzudenken, bevor wir die Pferde durchgehen lassen“.
Elizabeth Gerdeman
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