Lebenslauf (Auswahl)*
Carolina Pérez Pallares (*1980 Quito/Ecuador) arbeitet vor dem Hintergrund eines erweiterten Malereibegriffs. Sie ist Absolventin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und Meisterschülerin von Prof. Marijke van Warmerdam. Ihre Arbeiten wurden international in Einzelausstellungen (MAC Museo de Arte Contemporáneo de Chile, CAC Museo de Arte Contemporáneo in Quito Ecuador, Kunstraum V8 Plattform in Karlsruhe, Cité Internationale des Arts in Paris u.a.) sowie in Gruppenausstellungen (Kunsthalle Mannheim, Kunststiftung Erich Hauser, Galerie der Stadt Sindelfingen, PIFO Gallery in Beijing, Kunsthalle Schwäbisch Hall, Centro de Arte Contemporáneo in Quito Ecuador, Neue Galerie im Höhmannhaus der Museen Augsburg, Kunsthalle Mulhouse, MAC Museo de Arte Contemporáneo de Chile, Forum Würth in Arlesheim, Kunsthalle Basel u.a.) gezeigt. Seit 2021 ist sie Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und seit 2020 Mitglied der Galerie b2_ in Leipzig.
Die Farbe im Wind oder Colors matter
Die Farbe im Wind oder Colors matter
Katalogtext von Antonia Wagner (Ausschnitt)
„Diese Wagenladung zerrissener Segel ist jetzt lesbarer und interessanter, als wenn sie in Papier und gedruckte Bücher verwandelt worden wäre. Wer kann so anschaulich die Geschichte der Stürme, denen sie ausgesetzt waren, schildern, wie diese Risse es vermögen? Das sind Druckbogen, die keiner Korrektur bedürfen.“1
„This car-load of torn sails is more legible and interesting now than if they should be wrought into paper and printed books. Who can write so graphically the history of the storms they have weathered as these rents have done? They are proof-sheets which need no correction.“2
In ihrer reflexiven malerischen Praxis nutzt Carolina Perez Pallares Farben, Pigmente, Papier, Mehl, Kreide, Sonnenlicht, Fotografien und weitere Materialien. Sie fängt ihre amorph-fließenden, brüchigen, wellenden Eigenschaften ein, wobei die Farbe das Werkzeug ist, mit dem sie Farbräume wie Versuchsanordnungen entstehen lässt: In Videos, Installationen, Performances, Collagen, Wandmalereien und Zeichnungen fließt, bröselt, zersetzt, verbindet sich die Farbe zu immer neuen Aggregationen oder Schichtungen, die wie Assemblagen3 stets drohen sich aufzulösen oder neu zusammenzusetzen.
C. P. Pallares Malerei erkundet die tradierte Geschichte der Malerei und ihrer Träger, von der Wandmalerei in Höhlen und Kirchen zur Farbe auf Leinwand und Keilrahmen bis zum digitalen Bild als Videoprojektion im Raum. Ihre materialbezogene Farbästhetik schließt an die Anfänge der abstrakten Malerei und ihre Bezüge im abstrakten Expressionismus sowie an die Traditionen der postminimalistischen Kunst der 1960er und 1970er Jahre, der Land Art und der Performance-Kunst an.4 Im Modus des Malerischen entstehen Netzwerke aus Formen, Farben und Linien im zwei- und dreidimensionalen Bildraum, der persönliche sowie fotografische Erinnerungen der
Künstlerin, die spezifische Ausstellungssituation und die Eigenlogik der Farben mit einschließt.
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1 Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern, Zürich 2004 (orig.1854) S.182
2 Henry David Thoreau: Walden, NewYork 1997 (orig.1854) ,S.109
3 Der Begriff der Assemblage geht auf Félix Deleuze und Gilles Guattari zurück. Vgl. dazu Andreas Folkers: Was ist Neu am neuen Materialismus? – Von der Praxis zum Ereignis, in: Critical Matter. Diskussionen eines neuen Materialismus, Münster 2013, S.26
4 Siehe u. A. Hilma af Klint, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Emma Kunz, … ; siehe u.A. Helen Frankenthaler, Joan Mitchell, Ronnie Landfield, … ; siehe u.A Robert Morris und Donald Judd, … ; siehe u.A Nancy Holt, Robert Smithson, …